Es ist eine Reihe, die es in sich hat: Jahr für Jahr kommt jeweils einer der weltbesten Mathematiker nach Paderborn - zur Ehren von Karl Weierstraß (1815-1897), der 1834 am Gymnasium Theodorianum sein Abitur erwarb und als einer der bedeutendsten Mathematiker des 19.
Jahrhunderts gilt.Der diesjährige Gast wurde mit 28 Jahren Princeton-Professor -nur zwei Jahre nach seiner Promotion - und ganz nebenbei lernte er in Indien meisterhaft Tablas zu spielen: Manjul Bhargava will den Zuhörern am 8. Juli 2016 (16:00 Uhr, Hörsaal O1) zeigen, was die magischen Trommeln mit Mathematik zu tun haben. Mathematik durchdringt nämlich nicht nur sämtliche Naturwissenschaften, sondern liegt auch einigen Humanwissenschaften zugrunde. Musik und Linguistik sind zwei dieser Disziplinen und lassen sich bis in die frühesten Zeiten der Menschheitsgeschichte zurückführen. Tatsächlich haben viele moderne mathematische Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Kombinatorik sowie technologisch angewandte Methoden ihren Ursprung in Problemen der Linguistik und Musik vor vielen tausend Jahren. Betrachtet man ein paar dieser historischen und poetischen Probleme - sowie ihre bemerkenswerten Lösungen über die Jahrtausende hinweg - erfahren wir vieles über die Natur des menschlichen Denkens und die Ursprünge der Mathematik.
Mit seinem Vortrag auf Einladung der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik reiht er sich in die Liste großer Mathematiker, die in den letzten Jahren nach Paderborn kamen: Gerd Faltings (2011), Richard Taylor (2012), Elon Lindenstrauss (2013), Ben Green (2014) und Wendelin Werner (2015).
Manjul Bhargava ist Träger der Fields-Medaille und hat bahnbrechende Beiträge zur Zahlentheorie geleistet. Berühmt wurde er bereits durch seine Dissertation, in der er der seit 1801 bekannten Gaußschen Komposition binärer ganzzahliger quadratischer Formeln höhere Kompositionsgesetze hinzufügte.
Den historischen Vortrag über Karl Weierstraß hält in diesem Jahr Privatdozent Dr. Gert Schubring von der Universität Bielefeld. Er trägt den Titel "Weierstraß' Vision: 'Einsicht in den Bau des Weltsystems' - Forschungen in seinen Nachlässen".
Man war bislang überzeugt, dass Weierstraß seinen Nachlass selbst vernichtet hatte. Ein recht umfangreicher Teil ermöglicht aufschlussreiche Einsichten, insbesondere zu einem bemerkenswerten Konflikt. Der geriet zum Eklat aus Anlass der Preisausschreibung des norwegischen Königs Olaf zur Lösung des Drei-Körper-Problems. Weierstraß hatte langjährige, bislang nicht beachtete Forschungen zur Lösung dieses Problems unternommen, die für ihn die Stabilität des Baus des Weltsystems bestätigen sollten.
Im Anschluss an die Veranstaltung am Campus der Universität Paderborn findet ein Empfang im Gymnasium Theodorianum der Stadt Paderborn statt. Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung unter folgender Webadresse gebeten: <link http: weierstrass-vorlesung.upb.de>weierstrass-vorlesung.upb.de. Dort stehen alle näheren Informationen zu der Veranstaltung zur Verfügung.
(Karl Weierstraß (1815-1897) zählt zu den bedeutendsten Mathematikern des 19. Jahrhundert und gilt als Begründer der modernen Analysis. Sein Abitur erwarb er 1834 am Gymnasium Theodorianum in Paderborn als "primus omnium".)